Gedanken zum Pfingstfest
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Predigt für PFINGSTEN
über Röm 8, 1-2,(3-9),10-11,
gehalten am 19.5.2002
in Augsburg, St. Jakob
Das Leben im Geist
„ So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, damit die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist. Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht. Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn denn Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt. “
A.
Einer, der vor Jahrzehnten unter Protest ins Exil gegangen ist, besucht seine Heimat, reist im Land umher, fremd geworden, immer wieder enttäuscht. Er sucht den „Berg der Seele“. Das ist der Titel des über 500 Seiten dicken Buches, das er über seine Reise schreibt (Gao Xingjan, Frankfurt 2001). Er sucht Erinnerungen, sucht Heimat, wo er wirklich hin gehört, sucht sich selbst. Schwermütig stellt er fest: „Mein Kummer besteht...darin, dass ich ein Wesen bin, das nur an sich selbst denkt- auf der Suche nach seiner Seele. Das Problem ist, ob ich diese Seele überhaupt begreifen könnte, falls sie sich mir offenbart. Und selbst wenn ich sie verstehen würde, wohin würde das führen?“
Er ist auf einen Berg gestiegen. Es regnet. Er stellt sich in einer Höhle unter. Und sagt: „Ich fühle mich...schrecklich dumm und hilflos.“
Da wird ihm klar, wonach er sich sehnt.
„In diesem Augenblick wünsche ich mir am dringlichsten ein Fenster, ein helles Fenster, und dahinter einen warmen Raum und jemanden, den ich liebe, und der mich liebt, das wäre genug, alles andere wäre vergeblich und falsch.“ Doch er glaubt, „dieses Fenster ist auch nur ein Trugbild“ (222).
B.
Der Apostel Paulus hat sich im Römerbrief ebenfalls mit der Frage auseinander gesetzt, wer wir wirklich sind. Der Predigttext dieses Tages ist ein kleines Stück daraus: vier kurze Verse; dazwischen ist ein längerer Abschnitt ausgelassen.
I.
Bevor ich noch einmal auf die Bemerkungen des in Paris lebenden chinesischen Schriftstellers Gao zurückkomme, der seine Heimat bereist hat, werfen wir einen Blick auf die letzten Sätze von Paulus.
In ihnen ist vom „Leib“ die Rede. Unser Leib bereitet uns allerlei Probleme. Er ermüdet. Er verändert sich im Lauf der Zeit, nicht zu seinem Vorteil. Er kann verletzt werden, nimmt Schaden, erkrankt. Manchmal versagt er einem den Dienst. Er ist nicht dauerhaft, besteht nur vorübergehend, ist verweslich. Wir leben in „sterblichen Leibern“.
Bei der Frage, wer wir sind,- bei der Suche nach sich selbst kommt Paulus auf den „Leib“ zu sprechen. Und was er in diesem Zusammenhang sagt, ist, wenn man es ernst nimmt, atemberaubend.
Er sagt, dieser „Leib“, wegen dessen Schwächen und Beschädigungen wir Arztpraxen
aufsuchen müssen, dem wir Aufbaumittel zuführen, den wir manchmal müde und unter Schmerzen herum schleppen, der in der Klinik liegen und notfalls operiert werden muss,-dieser sterbliche Leib kann ein Wohnsitz des Geistes Gottes sein. Tatsächlich: in diesem „Leib“, der ich bin, kann der Geist Gottes „wohnen“. Das kann seine Adresse sein, unter der er zu finden,- wo er anzutreffen ist. Der Geist Gottes, d.h., dessen, der Wunder tut,- der Ostern veranstaltet hat. Paulus schreibt: „der Geist dessen, der Jesus Christus von den Toten auferweckt hat“.
Diese Auferweckungskraft wohnt hier, obwohl sich die Sterblichkeit und Hinfälligkeit dieses Leibes manchmal zeigt; obwohl er immer schneller ermüdet; obwohl er schwächer wird. Obwohl seine Funktionen manchmal beeinträchtigt sind. Obwohl man den Verfall sieht. Obwohl er entstellt sein kann. Die Auferweckungskraft Gottes kann in diesem „Leib“ „wohnen“. Das führt diesem sterblichen Leib eine frische Lebendigkeit zu.
„Der Geist hilft unserer Schwachheit auf.“ Er weckt ´Lebensgeister` in uns. „Wenn der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, dann wird der, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber durch den Geist, der in euch wohnt, zum Leben erwecken“. So kommt auch unsereins wieder auf die Beine.
„Wenn“ dieser auferweckende Geist „in uns“ ist.
Eines Tages-, das ist unvermeidlich-, ist dieser „Leib tot“. Man kann es sich für sich selber nur schwer vorstellen. Aber ´es ist keine Frage`.
`
Manchmal wird einem vorgehalten, dass man seinen Körper selber ruiniert hat. Man nennt es heute „Sündigen“, was dem Körper nicht gut tut. Aber wenn Paulus formuliert: eines Tages ist „der Leib tot wegen der Sünde“, meint er das umfassender.- Davon handelt der etwas komplizierte, heute ausgelassene Mittelteil dieses Briefabschnitts. Ich sage ein paar Sätze dazu.
Aber vorher halten wir fest: „Wenn“ dieser auferweckende Geist in uns ist- und, fügt Paulus hinzu, „wenn“ der Auferweckte, „wenn Christus“ selbst „in“ uns ist, dann „ist zwar der Leib“ eines Tages „tot wegen der Sünde.“ Trotzdem kommt man nicht um. Und alles ´wird richtig`.
Christus bereinigt ´das mit der „Sünde“. Er stellt unsere „Gerechtigkeit“ her. Daher ist, auch wenn „der Leib“ eines Tages „tot ist wegen der Sünde“, doch „der Geist“ in uns „Leben wegen der Gerechtigkeit“.
II.
Der ausgelassene Zwischenabschnitt klingt sechs Verse lang sehr negativ. Erst der letzte Vers strahlt Zuversicht aus. Der Text ist nicht leicht zu verstehen. Paulus spricht in jedem Satz von „Fleisch“. Was er damit meint, entspricht ungefähr dem, was der chinesische Schriftsteller Gao „auf der Suche nach seiner Seele“ schwermütig fest hält. Wir sind diesen Sprachgebrauch nicht mehr gewöhnt. Daher müssen wir versuchen, das Wort „Fleisch“ im Sinne des Apostels zu umschreiben. Gao schreibt: „Mein Kummer besteht...darin, dass ich ein Wesen bin, das nur an sich selbst denkt- auf der Suche nach seiner „Seele“. Und ziemlich hoffnungslos fährt er fort: „selbst wenn ich sie“ „begreifen könnte“,- „wohin würde das führen?“ (222).
Paulus bekennt: Wir streben zwar nach etwas Idealem, aber wir sind „unfähig“, es zu erreichen, „geschwächt durch das Fleisch.“ Wir verfehlen es völlig. Aber unser ganzer Lebenswandel ist daran orientiert: wir „wandeln nach dem Fleisch.“. Dem, was wir sind, entspricht unsere Gesinnung. „Das Trachten des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott.“ Und wer so lebt, „kann unmöglich Gott gefallen.“ (v.3-9)
Gao berichtet gegen Ende seiner langen Suche nach dem „Berg der Seele“, wie er gläubigen Menschen begegnet ist. Aber er findet: „Diese Menschen leben in einer eigenen Welt, die mir auf immer verschlossen bleibt, sie haben ihre eigene Art zu existieren...Ich kann aber nur wieder in das Leben zurück, das als normal gilt, und meinen Weg suchen, ich habe keine andere Möglichkeit, und darin liegt vielleicht meine Tragik“ (453).
Wer bin ich?- Ein paar Sätze weiter schreibt er: „Du bist kaum anders als ein Wolf, du hast reichlich Schaden angerichtet und wirst von anderen Wölfen tot gebissen, ohne Grund und ohne Sinn, nirgendwo herrscht größere Gleichheit als im Fluss des Vergessens, das letzte Zuhause von Mensch und Wolf ist am Ende immer der Tod.“ (459)
Paulus: „Fleischlich gesinnt sein ist der Tod“ .
Aber, fügt er hinzu: „Geistlich gesinnt sein, ist Leben und Friede.“
Wonach Gao, der immer nur an sich selber denkt“, sich sehnt: „ein Fenster, ein helles Fenster“ (222),- das öffnet sich für Paulus. Und er schreibt seinen Lesern: Es öffnet sich euch allen. Denn dazu hat Gott seinen Sohn geschickt“, dass wir nicht mehr sagen müssen: „ich...kann nur wieder in das Leben zurück, das als normal gilt“, das ist meine Tragik. Wir müssen nicht länger „nach dem Fleisch leben“. Wir haben die „Möglichkeit“, „nach dem Geist zu leben“.
Pfingsten ist der Tag, an dem die Kirche feiert, dass „der Geist“ gekommen ist und die Möglichkeit gibt, anders zu leben.
Seitdem ist „das Fenster“, das Gao sich so dringend wünscht, nicht mehr, wie er bedauert, „auch nur ein Trugbild“ (222).
Dem, der „auf der Suche nach seiner Seele“ fragt: wer bin ich eigentlich?-, erscheint das, was sich Gao „am dringendsten“ wünschte: „ein Fenster, ein helles Fenster, und dahinter einen warmen Raum und jemanden, den ich liebe und der mich liebt, das wäre genug.“
Jesus sagte: ´Ich lasse euch nicht als Waisen zurück`. Ich schicke euch den Tröster.`Jemand, „den ich liebe“, „der mich liebt“. Da öffnet sich das Fenster zu dem warmen Raum, in dem Er sich aufhält.
Paulus schreibt seinen Lesern ausdrücklich: „Ihr seid nicht im Fleisch, sondern im Geist“. Euer Suchen läuft sich nicht tot. Nein, bei euch läuft es nicht auf den Tod hinaus. „Wenn in euch“,- in eurem über kurz oder lang ermüdeten, kränkelnden Leib,- „der Geist Gottes wohnt“, dann ´blüht euch` „Leben und Friede“.
Darin besteht das Christ-Sein. Es handelt sich dabei nicht um etwas Zusätzliches und Außerordentliches. Wer getauft ist und wirklich glaubt und ernst nimmt, dass der Geist Gottes dabei- und seither- Zugang zu ihm sucht, und wer Ihm Zugang gewährt,- für den gilt das.
„Wenn jemand den Geist Gottes nicht hat“, stellt Paulus fest, „dann gehört er gar nicht zu Ihm“. Wer nicht „nach dem Geist“ lebt, ist in Wirklichkeit kein Christ.- Wir aber gehören zu Christus und blicken sozusagen durch „das Fenster“ in den „warmen Raum“, in dem Er sich aufhält, der uns liebt.
III.
Die ersten beiden Sätze des Pfingst-Predigt-Textes zeigen, wie es sich auswirkt, wenn man „auf der Suche nach seiner Seele“ nicht „nur an sich denkt“, sondern den Heiligen Geist zu Hilfe ruft und „geistlich gesinnt“ ist.
Gao sagte sich in seiner Verzweiflung: „Du hast reichlich Schaden angerichtet“; das wird man dir heimzahlen. Und „das letzte Zuhause“ „ist am Ende immer der Tod (459) Das ist ein hoffnungslos vernichtendes Urteil. Am Ende steht eine Verdammnis.
Unser Pfingsttext beginnt aber mit der Feststellung: „Es gibt keine Verdammnis“. „Für euch“ nicht. Denn ihr gehört zu Christus. Und wer „in Christus Jesus“ ist, für den „gibt es keine Verdammnis“. Da ist nichts zu befürchten. Wir werden mit Sicherheit von Gott nicht verurteilt.
Es war gut durchdacht, dass in alten Kirchen in der Regel das Gemälde des Jüngsten Gerichts an der dem Altarraum gegenüberliegenden Seite angebracht war, also beim Ausgang. Das besagte: Wer sich zum Altar begibt, um beim Abendmahl Leib und Blut Christi zu empfangen,- wer sich zur Kanzel setzt, um Gottes Wort auslegen zu hören,- wer in die Nähe des Taufsteins kommt und sich dazu bekennt, dass er „in Christus“ „neue Kreatur“ ist, der hat im Blick auf das Jüngste Gericht nichts zu befürchten. Wort und Sakrament sind „Fenster“zur Liebe Gottes.
Und durch Wort und Sakrament wirkt der Heilige Geist auf uns ein, so dass tatsächlich unser sterblicher Leib sein Wohnsitz werden kann..
Wer jedoch-, daran erinnern die Gemälde an der Ausgangswand-, sich abwendet von dem, was Gottes Wort ihm zuspricht und die Sakramente ihm vermitteln, der läuft dem Gericht in die Hände.
Aber für die, „die in Christus Jesus sind“, droht von Gottes Seite nichts.
So folgerichtig und geradezu gesetzmäßig der Zusammenhang von Sünde und Tod war, so dass Gao finden kann, es gehe zwangsläufig auf den Tod hinaus,- „ich habe keine andere Möglichkeit, und darin liegt vielleicht meine Tragödie“(453), so gibt es auch ein „Gesetz des Geistes“. Auch das vom Geist Gottes bewegte, motivierte und erfüllte Leben führt folgerichtig zu bestimmten Konsequenzen.
„Das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich befreit vom Gesetz der Sünde und des Todes.“
Diese Befreiung feiern wir an Pfingsten. Sie besagt, dass wir das ganze Jahr über, jederzeit, „in Christus“ die „Möglichkeit“ haben, in unserem Denken und Verhalten nicht, in das Leben..., das als normal gilt“, zurück zu fallen und nur an uns selbst denken zu müssen. Wir denken vielmehr auf Schritt und Tritt an den „Geist“, der unserer Schwachheit aufhilft, und rechnen mit ihm.
Amen!
Pfr. Dr. Wolfhart Schlichting
Römer 8,1f.10f.14-17; Predigt:
" So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt. Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihn habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erheben werden."
Gerade für uns Christen stellt sich täglich die Frage, die mit einer umfassenden Aufgabe verbunden ist: Leben wir wie die Kinder Gottes, oder leben wir wie die Kinder dieser Welt? Damit sind sehr viele Entscheidungen verbunden, die kleinsten und unauffälligsten, aber auch die großen und erfreulichen.
Auch bei uns Christen lauert täglich der Ungeist vor unserer Lebenstüre und wartet auf Einlass. Abweisen können wir ihn nur dann, wenn wir dem sog. geistlichen Leben den Raum unseres Lebens überlassen. Da geschieht dann gegenüber dem Ungeist echte Sublimation. Wir haben gar keine Zeit und Lust mehr für das, was in diesem Text mit dem Gesetz der Sünde und des Todes bezeichnet ist. Wer in Jesus Christus gefestigt ist, erlebt seine Freisprechung. So gibt es für ihn wahrhaftig keine Verdammnis mehr.
Wir Christen haben eine total eigene Weltanschauung, über die sich zwar viele Menschen lustig machen, die sich aber als die Richtige entpuppt und als die Einzige Bestand und ewige Gültigkeit hat.
Man kann sich mit dem Neuen aus Gott nur beschenken lassen. Aber dieses Geschenk will täglich angenommen sein. In den Schoß gelegt bekommen wir es nicht. Noch weniger wird es uns aufgezwungen oder wie ein Korsett angelegt. Die Kunst unseres Christseins besteht darin, allezeit das von Gott Geschenkte zu benützen und zu gebrauchen. Je öfter wir das tun, umso besser und konzentrierter können wir Gottes Wege gehen. Da dürfen wir ganz vertrauensvoll mit Gott rechnen.
Gott will unser Überleben im irdischen und im zukünftigen Leben. Gott will, dass uns das Leben gelingt, dass es weitergeht und alles eine Zukunft hat, die sich lohnt. Gerade weil Gott »für« uns eingestellt ist, hat es auch einen Sinn, ihm unser Leben anzubefehlen und zu unterstellen. Denn dann, nur dann, kommen auch allein von ihm die Schicksale und Zufälle. Dann, nur dann, weicht alle Dunkelheit zurück, weil sein Licht zu uns kommt. Dann, nur dann, überwinden wir alle Gottestrennung und erleben seine wahre Gerechtigkeit = Barmherzigkeit.
Zu Gott kommen dürfen wir so, wie wir sind. Dann geschieht das Wunder, dass Gott uns ändert und formt, wie er es will. Dann prägt uns nicht mehr die Sünde. Dann bestimmen uns nicht mehr die Menschen. Nur noch der Dreieinige Gott ist unser Herr und Meister, unser Hirte oder Chef, oder wie man ihn sonst noch bezeichnen könnte.
Unsere Weltanschauung hat drei Inhalte: 1) Christus macht uns frei vom Gesetz der Sünde und des Todes. 2) Er schenkt uns das Gesetz des Geistes mit ganz lebendigen Ordnungen. 3) Durch diese Freiheit können wir als die Kinder Gottes leben, die eine große Erbschaft antreten.
1) Der erste Inhalt unserer Weltanschauung: Christus macht uns frei vom Gesetz der Sünde und des Todes! Allein Jesus Christus ermöglicht es uns, das Loch heraus aus den Teufelskreisen zu finden, damit wir in die Gotteskreise geraten können. Allein er kann uns echtes Leben vermitteln. Und das darf jeden Tag neu geschehen. Jemand hat es so ähnlich gesagt: Der Ewigkeitsanfang ist täglich in Jesus Christus gegeben. Alles Streben von uns Menschen nach dem Schönen, Herrlichen, Erfreulichen und Paradiesischen ist uns hier in echter Weise eröffnet.
Äußerlich ändert sich oft nicht viel. Das Große dieser Befreiung besteht darin, dass es inmitten all dessen geschieht, was wir mit dem Kreuz des Lebens bezeichnen. Das kann in allen Situationen unseres Lebens, auch in den schlechtesten, erlebt werden. Denn diese Änderung vollzieht sich zuerst in unseren Herzen. Von da aus durchzieht es dann alle Bereiche unseres Lebens.
Weil damit kein Automatismus verbunden ist, sondern man es am besten mit Freiheit bezeichnen kann, ist unsere ganze Achtsamkeit und Wachheit gefragt und dran. Dass wir das nicht falsch verstehen: Unsere Verantwortung liegt nicht in unseren Leistungen, sondern allein in unserer Herzensverbindung zu Gott, ständig am Wort Gottes mit seinen Verheißungen zu bleiben. Wenn wir das nicht abreißen lassen, darf uns das Leben gelingen.
Nichts in unserem Leben ist verächtlicher als unsere Eigenmächtigkeit, mit der wir ohne Gott auskommen möchten. Genauso schlimm ist es, wenn wir uns gehen lassen. Als Christen kennen wir die stärkste Gottesbeziehung, die es gibt. Und durch Jesus wissen wir, dass es die einzig echte Gottesbeziehung ist.
Natürlich kennen wir auch das Schlechte und Böse. Und nie können wir sagen, dass wir ohne Sünde wären. Aber durch die Erlösung Jesu ist das alles überwunden. Die Ketten und Gebundenheiten dazu sind durchbrochen. Jesus verschlingt den Tod in seinen Sieg. So dürfen wir dem Guten und Fruchtbarem dienen und leben. Alles Fleisch, sogar unser Leib dient dem Geistlichen Leben. Da kann sich alles in unserem Leben in gesunder Weise entwickeln und entfalten. Christus macht uns frei vom Gesetz der Sünde und des Todes.
2) Der zweite Inhalt unserer Weltanschauung: Christus schenkt uns das Gesetz des Geistes mit ganz lebendigen Ordnungen! Als Christen dürfen wir um das Reden und Wirken des Heiligen Geistes wissen. Gäbe es nicht den Heiligen Geist, dann wüssten wir zwar etwas von dem historischen Jesus, aber nichts von einem lebendigen Jesus, der auch heute im Himmel und auf Erden alle Macht hat.
Jesus Christus wirkt und handelt durch den Heiligen Geist. Schwärmer koppeln dies von der Schrift und vom Kreuz ab. Und weil dies nicht geht, erwählen sie sich einen dunklen Geist, der mit dem Heiligen Geist überhaupt nichts mehr zu tun hat.
Gerade der Heilige Geist eröffnet uns die Schrift und die Bedeutung der biblischen Zeugen. Unsere Bibellese, Gottesdienste und Bibel-Freizeiten sind ganz wesentlich. Gerade im Gebet werden uns diese Inhalte vermittelt und mit Leben gefüllt.
Und gerade der Heilige Geist eröffnet uns den Sinn alles Kreuzes und allem Schweren, das wir immer wieder erleben. Nur er kann uns zeigen, wie wir das alles durchgehen und bewältigen dürfen. Es klingt paradox, aber es ist wahr: Nur der, der das Schwere anpackt und bewältigt und nicht abschüttelt, dem kann es nichts mehr anhaben und keinen Schaden mehr zufügen. Nur dann fesselt es uns nicht mehr und darf uns nicht mehr vom Gott geschenkten Leben abhalten. Es behindert uns nicht mehr in unserem von Gott bekommenen Auftrag und Wirken.
Der Heilige Geist beschönt nichts und zeigt uns die ganz harten Fronten der Sünden und des Todes. Aber er stellt uns auf die Seite der Sieger und nicht auf die Seite der Verlierer.
Also leben wir nach der Aussage: Die einzige Neuigkeit des Tages ist der Ewigkeitsanfang in Jesus Christus! Was bringen uns die Medien für Neuigkeiten? Es ist doch meistens nur Mord und Totschlag, Katastrophen, Qualvolles und Niederschmetterndes. So etwas erschreckt uns mehr, als dass es uns erfreut. Wir Christen entziehen uns nicht den Forderungen, die daraus entspringen. Aber wie gut haben wir es, dass wir in Jesus große Hoffnungen haben für ein neues Leben, das heute schon Realität ist. Und der Heilige Geist vermittelt uns das. Dieses neue Leben voll Zuversicht und Freude ist so groß und gewaltig, dass unser irdisches Leben nicht ausreicht, um es ganz erfahren, erfassen und uns aneignen zu können. Da ist es wahrhaftig vom großen Vorteil, wenn ein Mensch in seiner Jugendzeit dieses Leben mit Jesus erfährt und das auch sein ganzes Leben lang durchhält. Christus schenkt uns das Gesetz des Geistes mit ganz lebendigen Ordnungen.
3) Der dritte Inhalt unserer Weltanschauung: Durch diese Freiheit können wir als die Kinder Gottes leben, die eine große Erbschaft antreten. Den großen Wert unseres geistlichen Lebens kann man nicht besser bezeichnen, als mit dieser Kind- und Erbschaft. Wer in einem harmonischen Elternhaus aufwächst, der hat auch in seinem späteren Leben die besten Chancen für einen harmonischen Lebensablauf. Und wer ein größeres Erbe bekommt, der hat bei rechter Verwendung sein Leben lang ausgesorgt. Beide Bilder, Vergleiche sind die besten Bezeichnungen für das Christenleben. Im Text steht unter anderem: Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder und haben einen kindlichen Geist empfangen. Und als diese Kinder sind wir auch Gottes Erben und Miterben Christi.
Es sind geistliche Aussagen und Tatsachen, die dem Sichtbaren und Greifbaren übergeordnet sind. Ein Regenwurm und Maulwurf lebt in sehr irdischen, dunklen Gängen. Ein Vogel erlebt die Kräfte der Lüfte. Der Mensch begreift teilweise die Faszination der Schöpfung. Der Christ erlebt darüber zusätzlich noch die Faszination des Schöpfers, der uns zu seinem Ebenbild geschaffen hat. Wer das ernst nimmt, der kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und wir dürfen das täglich ernst nehmen, täglich das Staunen über die Großzügigkeit Gottes lernen.
Paulus will uns Folgendes mit diesem Text vermitteln: Weil Gott für uns eingestellt ist; weil durch Jesus Christus das Urangebot Gottes wieder erneuert wurde; und weil der Heilige Geist uns den alltäglichen Lebensbezug zu Gottes Vaterhaus und Reichtum herstellt; so lohnt sich für uns in jeder Beziehung die Nachfolge. Unser alltägliches Leben bekommt ganz wertvolle Inhalte, die wir mit Glauben, Vertrauen, Liebe, Freude, Ewigkeit und Lebendigkeit bezeichnen. In selbstverständlicher Art und Weise - ohne Anmaßung - leben wir diesen neuen Stand der Gotteskindschaft und treten das damit verbundene Erbe an. Wie ein Kinde erobern wir uns so nach und nach die Inhalte solches überwältigenden Lebens.
Gottes Schaffenskraft ist so groß, dass er sogar aus dem Nichts etwas tun kann. Aber am liebsten schafft er doch auf der Basis seiner Schöpfung. Die Wunder, die wir oft als Wunder bezeichnen, tut zwar Gott auch, aber damit sollen wir nicht rechnen. Das eigentliche Wunder ist der tägliche Ewigkeitsanfang in Jesus Christus. Täglich dürfen wir seine Nähe spüren und erleben, auf seine Zufälle und Schicksale warten, seine Kraft und Liebe empfangen. Das macht unsere Kind- und Erbschaft aus.
Leben wir wie die Kinder Gottes, oder leben wir wie die Kinder dieser Welt? Täglich sind hier viele Entscheidungen fällig, die aber weniger auf Leistungen aus sind, sondern für die geistliche Bewältigung unseres Lebens gelten. Und der Heilige Geist spielt da eine sehr große Rolle, dem wir uns öffnen dürfen. Dann gibt es auch für uns keine Verdammnis mehr, weil wir in Jesus Christus sind. Wir erleben die Freiheit der Kinder Gottes mit allen Erbschaften.
Matthäus 16,13-20; Predigt:
„ Jesus fragte seine Jünger: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Sie sprachen: Einige sagen, du seiest Johannes der Täufer, andere, du seiest Elia, wieder andere, du seiest Jeremia oder einer der Propheten. Er fragte sie: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein. Da gebot er seinen Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei. “
Ganz grob gesagt, gibt es immer mindestens zwei Betrachtungsweisen, eine von außen und eine von innen. Nehmen wir z.B. die Glasfenster eines Domes. Von außen sehen diese schwarz und unansehnlich aus. Geht man aber in den Dom hinein, dann erstrahlen diese Fenster in den verschiedenst leuchtenden Farben. Man ist von der Pracht und Herrlichkeit der Aussagen überwältigt und fasziniert. Das kann man ganz toll auf die Gemeinde übertragen. Von außen ist sie für viele unansehnlich, nichts sagend, ja da wird sie kaum beachtet. Aber durch Pfingsten, durch den Heiligen Geist, gerät man ins Innere der Gemeindestrukturen. Da geht uns ein Licht nach dem anderen auf. Da lernen wir Gott von einer ganz neuen Seite kennen. Da ist er nicht mehr stumm, sondern beginnt für mich zu reden und zu handeln. Da weiß ich, dass ich gemeint und angesprochen bin. So stehe ich nicht mehr draußen, sondern drinnen.
Allein durch den Heiligen Geist ist die Verbindung zu Gott und Jesus Christus möglich. Nur er öffnet uns das Verständnis für die Anliegen Gottes. Und er tut es auch, wenn wir uns ihm öffnen. Das ist nicht selbstverständlich. Denn von uns aus stoßen wir nicht auf Gott. Dazu benötigen wir eine Gebrauchsanweisung, die uns allein der Heilige Geist vermitteln kann. Er führt uns in alle Wahrheiten und Weisheiten über Gott, über uns und alle Lebenszusammenhänge.
Es gibt die praktizierende Gemeine Jesu Christi, die göttliche Vollmachten hat. Es gibt die praktizierenden Christen, die gerade für die Anliegen Gottes den vollen Durchblick haben. Als die Eingeweihten, Geheimnisträger des Reiches Gottes haben sie einen großen Auftrag. Durch sie führt Gott seine Neuschöpfung zur vollen Entfaltung und Vollendung. Die Spötter sehen die Gemeinde nur von außen. Wie bei den Glasfenstern kann man da auch nichts entdecken. Aber wer für die Wahrheit offen ist, der bekommt die Erlaubnis zum Zugang, Eingang in die Geschicke des Reiches Gottes. 1. Korinther 2,9: „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben!“
Der Heilige Geist vermittelt uns nach diesem Text dreierlei: 1) Wir erkennen die wahre Gemeinde Jesu Christi. 2) Wir erkennen unsere Seligpreisung. 3) Wir bekommen den Schlüssel, der zur Lösung unserer Lebenssituationen passt.
1) Wir erkennen die wahre Gemeinde Jesu Christi. Viele, auch manche Sekten und Religionen halten Jesus für eine bemerkenswerte Größe. Sie sagen: Er war ein guter, edler Mensch; ein großer Prophet; ein sozialer Revolutionär; ein Religionsstifter; und vieles mehr. Aber darin sind sie sich alle einig: Er ist niemals der Christus, Gottes Sohn. Das war auch der springende Punkt damals zur Lebenszeit Jesu. Aber die Jünger, voran Petrus, erkannten und bekannten: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ Das ist nicht eine so dahin gesagte Floskel, ein gedankenlos ausgesprochenes Gelerntes. Sondern das ist die tiefste Überzeugung und Überwältigung, die ein Mensch haben kann.
Wir Christen erkennen die wahre Gestalt Jesu, der vom Himmel zu uns kommt und uns in die ewig gültigen Wahrheiten einführt. Wir erleben Jesus als den, der im Himmel und auf Erden alle Macht hat. Wir erfahren seine Zufälle und Schicksale. Für uns ist er „die“ herausragende Größe und Person; „der“ Sachverständige für alle Lebensfragen; „der“ Meister und Herr. Auch für uns gelten die sieben „Ich- Birn- Worte“ Jesu: Er allein ist für uns „der“ Weg, „die“ Wahrheit und „das“ Leben; „der“ Weinstock; „der“ gute Hirte; „das“ Brot des Lebens; „das“ Licht der Welt; „die“ Tür; „die“ Auferstehung und „das“ Leben.
Solche Erkenntnis wird zum Bekenntnis! Gleich im nächsten Augenblick versagt Petrus. Da muss Jesus zu ihm sagen: „Weiche von mir Satan, denn du meinst nicht was göttlich, sondern was sehr menschlich ist!“ Als Christen haben wir übergroße und überwältigende Erkenntnisse. Aber es ist ein langer Lebensprozess, bis wir diese in rechter Weise einsetzen und umsetzen können. Wie viel Mist haben wir schon mit unseren Erkenntnissen produziert. Wie oft haben wir das richtig Erkannte in falscher Weise eingesetzt. Gott hat da sehr viel Geduld mit uns. Er gesteht es uns zu, aus Fehlern zu lernen. So langsam dürfen wir dafür ein Gespür bekommen, was diese Erkenntnisse für unser Leben und unseren Alltag bedeuten. Da gilt es, in der Schrift zu forschen und zu suchen; mit Gebet und Meditation auf die wesentlichen Aussagen und Inhalte der göttlichen Verheißungen zu stoßen. Dann können wir die Chancen und Gelegenheiten Gottes nützen und wir erleben die Erfüllung der Zusagen Gottes.
Was Petrus hier vor Jesus bekannte, das bekannte er zu Pfingsten vor 1000-den von Leuten und 1000-de ließen sich taufen. Man soll zwar die Köstlichkeiten des Evangeliums nicht vor die Hunde und Säue werfen. Auch wird man davon sehr wenig in den Medien erfahren. Aber unser Bekenntnis soll alle Menschen erreichen. Es ist die Einladung an unsere Nächsten, selbst auch diesen Glauben zu wagen. Und es ist die Zusicherung, dass solcher Glaube nicht umsonst ist. Auch sie dürfen zu derselben Erkenntnis durchstoßen. Dazu geben wir unserem Glauben eine Stimme; denn Glauben ohne Stimme ist stumm. Jeder darf die wahre Gestalt Jesu Christi erkennen.
2) Wir erleben unsere Seligpreisung. Jesus sagt zu Petrus: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn, denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel!“ In der Bibel stehen sehr, sehr viele Seligpreisungen. Diese erleben wir der Reihe nach und kommen damit an kein Ende. Damit verbunden sind Faszinationen, Köstlichkeiten, Schätze, Lebensqualitäten, die uns gerade für unseren Alltag sehr viel bedeuten.
Man kann sagen: Wer sich zu Jesus bekennt, der erfährt, dass sich Jesus auch zu ihm bekennt. Offenbarung 3,20: „Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm feiern und er mit mir!“ Jesus ist nichts lieber, als sich uns zu offenbaren und zu uns zu kommen. Vorausbedingung dazu ist die Öffnung unseres Herzens; unsere Schritte zu ihm. Aber dann ist er nicht mehr aufzuhalten. In der Tiefe unseres Lebens erfahren wir Beglückungen von besonderer Güte. Wir sind die reich Beschenkten und erfreuen uns seiner Dienste und Führung.
Gottesdienst heißt ja, dass Gott uns dient. Wir lassen uns den Dienst Jesu an uns gefallen. Es ist keine Kopfwäsche, sondern eine Fußwäsche. Neben der Erlösung erleben wir auch die von ihm geschenkte Heiligung. In jeder Situation und Lage ist er uns sehr nahe; näher als es je ein Mensch sein kann; ja näher, als wir uns selbst nahe sein können, uns ausstehen können. Damit ist ein Lebensfundament verbunden, das trägt. Wie viele Menschen gehen vor die Hunde. Wir Christen sind da sehr glücklich dran, weil wir die Liebe und Zuwendung Jesu erfahren. Oft wundern wir uns darüber, denn wir selbst können oft nichts Liebenswertes an uns entdecken. Aber das macht Jesus nichts aus. Er legt so quasi eine Seligkeit in unser Leben hinein. Er bringt das alles mit, was uns so liebenswert macht.
Selbst können wir kaum etwas tun. Aber Jesus tut durch uns sehr vieles. Wir erleben, dass er aus dem Nichts etwas schaffen kann, das sehr gut ist. „Gott ruft dem, was nicht ist, dass es sei!“ Es ist dann auch immer sein Geschenk, nie unser Verdienst. Gerade deshalb geben wir unser Äußerstes für dieses Höchste! Wir erleben unsere Seligpreisung, die allein Jesus, kein Mensch, ausspricht.
3) Wir bekommen den Schlüssel, der zur Lösung unserer Lebenssituation passt. Auf dieser Erde sind wir der Brückenkopf des Reiches Gottes; Botschafter an Christi Statt. So wie Jesus vom Vater gesandt war, so sendet er uns. Petrus war dazu der Erste, weniger in der Rangstellung, sondern mehr von der Zeitgeschichte her gesehen. Etwas später bekamen alle Jünger denselben Auftrag zu lösen und zu binden in göttlicher Weise. Derselbe Auftrag geht auf alle Jünger zu allen Zeiten über. Es geht dabei um den echten Dienst an den Menschen unserer Zeit. Es geht dabei um die Einladung zum Fest Gottes, wie es manche Jesus Gleichnisse ausdrücken. Es geht nicht um die Vorladung zum Gericht. Denn diese ist dem Jüngsten Tag vorbehalten.
Wir Christen bekommen die Vollmacht zur Einladung. Wir dürfen in überwältigender Art und Weise die Menschen daran erinnern, dass es bei Gott die Erlösung gibt; d.h. die Lösungen all unserer Probleme, Nöte, Fragen und Anliegen. In der Erlösung ist das alles beinhaltet, komprimiert und möglich. Der Schlüssel der Erlösung passt dafür! Er sperrt! Er öffnet uns die Türe zu den Lebensräumen Gottes, zum Schatzhaus Gottes, zur ewigen Herrlichkeit, zur vollen Erfüllung, zum Himmel Gottes, zum Paradies Gottes.
Man darf das aber nicht mit unseren Vorstellungen für das Schlaraffenland verwechseln. Denn Gott erfüllt oft nicht unsere Wünsche und Begierden. Er hat andere Vorstellungen und Ziele, als wir sie normalerweise haben. Aber er will auch nicht willenlose und innerlich tote und träge Menschen haben. Es gilt eben, so wie es uns gegeben ist, unseren Willen deckungsgleich mit Gottes Willen zu bringen. Dazu ist unsere ganze Aufmerksamkeit für die Verheißungen Gottes nötig, die er uns persönlich gibt. Die Bibel nennt das Überwindung. Luther sagt in seiner Auslegung zur Taufe, dass unser Alter Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen bösen Lüsten und allen Sünden. Und wiederum – ebenso – soll täglich ein Neuer Mensch herauskommen und auferstehen, der in Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott ewiglich lebe.
Dieser Schlüssel, den uns Gott gibt, können wir nie in selbstherrlicher Art anwenden. Aber er gibt uns die Möglichkeit, die rechte Art der Bewältigung des Lebens zu bekommen und zu bezeugen. Und das beste Zeugnis ist immer unser gelebtes Vorbild. Nur was wir selbst erlebt haben, können wir weitergeben. Nur was wir selbst empfangen haben ist das Kapital, das wir weitergeben können. Z.B. die Friedensstifter können nur dann Frieden schaffen, wenn sie selbst Frieden haben. So wie man einen 100-Euro-Schein erst dann stiften kann, wenn man ihn besitzt. Da kann man alle Aussagen der Seligpreisungen hernehmen. Jesus schenkt sie uns. Und sie sind der Schlüssel, der zur Lösung unserer Lebenssituation passt.
Wer ist für uns Jesus? Wenn er der Christus, der Sohn Gottes ist, dann erfahren wir so nach und nach, wie bei den großen Glasfenstern der Dome, die Pracht und Herrlichkeit Gottes in den verschiedenst leuchtenden Farben. Was wir dabei erleben, davon können wir ein Bekenntnis ablegen. Da geben wir unserem Glauben eine Stimme. Da erleben wir der Reihe nach die Seligpreisungen Gottes. Da bekommen wir einen Schlüssel zur Lösung unserer Lebenssituationen, der passt.
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