Gedanken zum 3. Sonntag nach Trinitatis

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Predigt für den 3. Sonntag nach Trinitatis

                                                   über Lukas 15, 1-3, 11b – 32

                                                                           gehalten am 6.7.2003

                                                                                              in Augsburg, St. Jakob

 

„ Es nahten sich Jesus allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. Er sagte dies Gleichnis und sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land, und er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen und rief zu sich einen der Knechte, und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden. “

 

                                                                              A.

Ist Christ-Sein ´gut`?Kann man dabei zufrieden sein?

Oder ist es nur anstrengend, frustrierend?

Wenn es ´gut` ist, dann können wir zufriedene Leute sein; vergnügt.

„In sich selbst vergnügt“, heißt es in dem berühmten Lied von Georg Neumark „Wer nur den lieben Gott lässt walten“: „Man halte nur ein wenig stille / und sei doch in sich selbst vergnügt,/ wie unsers Gottes Gnadenwille/, wie Sein Allwissenheit es fügt;/ Gott, der uns sich hat auserwählt,/ der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt“ ( EG 369,3 ).

Und dann fehlt es uns nicht mehr lange. Oder wir verschmerzen es leicht. Denn Gott lässt es uns entweder zukommen, oder Er schafft uns Ersatz. Georg Neumark wusste, wovon er redete. Er war Student. Unterwegs von seinem Thüringer Heimatort zur Universitätsstadt- es war die Zeit des 30-jährigen Krieges-, wurde er überfallen und total ausgeraubt. Der Verlauf der Kampfhandlungen ließ nicht zu, dass er heimkehrte. . Was er in dieser Situation erlebte, verdichtete sich in ihm zu diesem Lied. „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, dem fehlt nichts; bzw., er kann geduldig und „in sich selbst vergnügt“ abwarten, wie Gott es fügt, und wird die Erfahrung machen: Es ist ´gut`; es ist o.k.

 

                                                                            B.

Dass wir sagen: „Ich glaube an Gott“-, tut uns das gut? Ist es uns etwas wert? Macht es Freude?- Oder empfinden wir es eher als belastend?

Im 19. Jahrhundert hat Philipp Spitta in einem Lied, ähnlich wie Georg Neumark, die Frage ´in den Raum gestellt`: „Könnt´ ich´s irgend besser haben/ als bei Dir, der allezeit/ so viel tausend Gnadengaben/ für mich Armen hat bereit“? ( EG 466,2 ) Wenn ich mir das überlege, könnte ich mir etwas Besseres vorstellen, als diese Bindung an Gott? Wäre ein Leben, ohne in der Gemeinde ´etwas tun zu müssen`, ohne zum Gottesdienst gehen zu ´müssen`, ohne Beten und Bibellesen, ohne das Gebot der Nächstenliebe womöglich doch angenehmer, jedenfalls freier? Könnte ich es anders vielleicht doch „besser haben“?

Diese Frage beschleicht Christen manchmal, wenn sie sehen, dass Nichtglaubende gesund bleiben, es zu Wohlstand und Ehren bringen und Glück haben. Dann sind auch sie versucht, „neben“ Gott „andere“ Dinge zu suchen, um es „besser“ zu „haben“, oder sie ersetzen Gott dadurch ganz.-

 

                                                                               I.

Der ältere Bruder im Gleichnis Jesu scheint sich etwas Besseres vorstellen zu können, als zu Hause zu sein. Das jahrelange Mittun im väterlichen Betrieb scheint er, obwohl ihm da nichts fehlt, doch eher als Belastung zu empfinden „So viele Jahre diene ich Dir“. Und die Vorschriften des Vaters, dienten sie wirklich zu seinem Besten? Oder engten sie ihn ein? „Ich habe dein Gebot noch nie übertreten.“- Das klingt ein wenig vorwurfsvoll: Ich hätte es vielleicht schöner haben können, wenn ich mich nicht daran gehalten hätte.- Was ihm vorschwebte, war, mit seinen „Freunden“ einmal beim Braten, beim Grillen „fröhlich“ zu sein.- Um wirklich fröhlich zu sein, meinte er, bräuchte ich etwas anderes.- Er hat das Gefühl, sein jüngerer Bruder, der „verlorene Sohn“, habe Ihm etwas voraus, sei irgendwie  zu beneiden.

Der Vater sagt zu ihm: „Du solltest fröhlich und guten Mutes sein.“ „Du bist immer bei mir. Und alles, was  ich habe, gehört dir.“- Wie könntest Du´s „irgend besser haben“?-

Das ist ein Gleichnis. Es bezieht sich auf unser Verhältnis zu Gott. Wir fragen, ob wir mit unserem Leben zufrieden sind: zufrieden, dass wir Gott ´haben`; dass wir ´bei Jesus sind`. Oder ob es uns, obwohl wir uns nicht ´absetzen` wie der „verlorene Sohn“, doch insgeheim  anders lieber wäre, wie seinem älteren Bruder.-

 

Der israelische Schriftsteller Amos Oz hat das „Gleichnis vom Verlorenen Sohn“ zum Roman eines jungen Israelis entfaltet, der, im Kibbuz aufgewachsen, eines Tages davon läuft, aber nach allerlei Abenteuern reumütig zurückkehrt. Der Roman heißt: „Der perfekte Friede“ ( st 1747, 1990 ).

 

„Im Winter 1965 hatte Jonatan Lifschitz beschlossen, seine Frau und den Kibbuz zu verlassen, in dem er geboren und aufgewachsen war. Seine Entscheidung stand fest: Er würde weggehen und ein neues Leben beginnen. Bisher hatte ihn stets ein enger Kreis von Männern und Frauen umgeben, die nicht aufhörten, ihn zu beobachten, zu beraten und zu belehren. In all den Jahren seiner Kindheit und Jugend, während seiner Militärdienstzeit und auch noch in seiner Ehe und bei der Geburt des toten Babys hatte man ihm unablässig gesagt: dies darfst du und das nicht. Dabei war er stets mit dem Gefühl herumgelaufen, dass diese Leute eine geheimnisvolle und vielleicht sogar wunderbare Landschaft vor ihm verbargen und er nicht endlos weiter verzichten durfte“ (229).-

Die Frage ist, ob wir, wenn wir um Gottes willen auf etwas „verzichten“, das Gefühl haben, es entgehe uns etwas  ´vielleicht Wunderbares´.

 

                                                                          II.

Der Vater sagt im Gleichnis zu seinem älteren Sohn: „Du solltest fröhlich und guten Mutes sein“,- nicht nur, weil er bei ihm ist, und weil ihm alles gehört, was der Vater hat; er sagt vielmehr ausdrücklich: du solltest dich freuen, dass dein Bruder, der „Verlorene Sohn“ wieder heim gekommen ist. „Denn“ er „war tot“,- wie tot. Und jetzt lebt er wieder. „Er war verloren und ist wieder gefunden.“

Oder meinst du etwa, dass er irgendwie doch zu beneiden ist und in dem, was er erlebt hat,- oder was du meinst, dass er erlebt haben könnte,- doch mehr vom Leben gehabt hat, als du? Dass er also nicht „verloren“, sondern beneidenswert frei war; nicht wie „tot“, sondern in gesteigertem Maße und lustvoll ´lebendig`? Bereust du´s insgeheim, dass du bei mir geblieben bist?

In früheren Jahrhunderten haben Theologen darüber geschrieben, wie man „Gott genießen“  kann. Sie konnten sich darunter etwas vorstellen und hatten offenbar Erfahrung damit. Sie sagten, Glaube kann ein Genuss sein. In einem Lied aus der Reformationszeit singen wir manchmal den Reim mit: „dass wir Sein genießen/ in“ unserm „Gewissen“ ( EG 5,4 ).- Genießen wir unser Christ Sein?- Viele Loblieder klingen so. Aber können wir das emotional nachvollziehen? Ist es uns ein Genuss, mit Gott in Verbindung zu stehen? Genießen wir es, Sein Wort zu haben? Macht es uns Freude? Oder empfinden wir es wie einen Pflichtenkatalog, der „unablässig“ sagt: „dies darfst du und das nicht“?

Gott mit uns,- Gott, wie Er sich in Jesus offenbart hat,- Gott auf unserer Seite,- Gott, „barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte“,- Gott, immer dabei: ´genießen` wir es, damit rechnen zu können und uns nicht erbarmungslosen Zwangläufigkeiten ausgeliefert fühlen zu müssen? Nehmen wir wahr, dass Gott uns wunderbar führt, auch wenn es anders kommt, als wir es uns in den Kopf gesetzt haben? Oder reden wir uns das nur ein? Und unser Herz ist nicht überzeugt und hegt den Verdacht, eine „geheimnisvolle und vielleicht sogar wunderbare Landschaft“ werde verborgen und vorenthalten?-

 

„Du solltest fröhlich sein“, sagt der Vater im Gleichnis: fröhlich bei dem, was der Fall ist. Aber der ältere Sohn erwidert: Ich hätte mir gewünscht, einmal mit meinen Freunden fröhlich zu sein,- nicht ganz so wie „dieser Dein Sohn, der Dein Gut mit Dirnen verprasst hat“, wie er unterstellt-, aber doch auch irgendwie so ähnlich. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass Du mir das nicht gönnst.

 

                                                                       III.

Die Frage ist, wie wir uns das Leben ohne Gott vorstellen: ohne die Zehn Gebote, bzw., ohne sie immer beachten zu müssen; ohne das Empfinden, eigentlich zum Gottesdienst gehen,- und das Gebet nicht vergessen- und den Tag mit einem Wort aus der Bibel, einer Andacht beginnen zu sollen; ohne die Meinung, man müsse sich um fremde Leute kümmern und in der Gemeinde ´etwas tun`. Stellen wir uns vor, dass das besser wäre,-´uns besser täte`? Wenn man sich um das alles nicht kümmern muss und es sich ´aus dem Kopf schlägt`?

Oder würde mir da Entscheidendes fehlen?

Würde ich innerlich abstumpfen ohne Gebet? Würde meinem Tageslauf der Glanz fehlen,- und etwas, das mich innerlich beschwingt,- ohne Gottes Wort? Und der Sonntag ohne Gottesdienst-, wäre er wie  ein etwas ´fauler` Werktag? Und Fehler gemacht zu haben,- wäre das nicht unendlich bitter ohne Vergebung? Und gebrechlich und krank zu werden- und sterben zu müssen,- wäre das nicht unerträglich ohne Gott?

An dieser Einschätzung liegt es, ob ich glücklich und zufrieden sein und mich freuen kann, wenn ein „Verlorener Sohn“ heim kommt.

Im Gleichnis Jesu hat der jüngere Sohn kaltschnäuzig die vorzeitige Auszahlung des Erbes, auf das er einen Rechtsanspruch zu haben vorgab, verlangt und ist ins Ausland gezogen: für Juden ins „heidnische“ Ausland. Als er dort bedenkenlos sein Geld verschleudert hatte, geriet er in eine Zeit der Wirtschaftskrise. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich um den, in den Augen eines Juden schmutzigsten, schändlichsten, für ein ´Kind Gottes´ unvorstellbaren Arbeitsplatz eines Schweinehirten zu bewerben. Aber Einkünfte und Kaufkraft schienen gleich Null zu sein. Wie Imre Kertész als 15-jähriger KZ-Häftling in Zeitz sich sehnte- nur noch danach sehnte, sich mit einem Napf Kartoffelschalen vom Vortag den Magen zu füllen,- was er nun rückblickend beschreibt,- so sehnte sich der „Verlorene Sohn“ nach „Trebern“, ausgepressten Traubenschalen, womit man Schweine fütterte; aber auch an die kam er nicht heran.

Da sagte er sich: ´So geht es nicht. So kann ich nicht leben.

Und er formulierte: „Ich habe gesündigt.“ Ja, es war Unrecht. Ich habe damit mein eigenes Leben zerstört. Ich kann es auch nicht wiedergutmachen.- Aber ich möchte zurück!

Jonathan Lifschitz sagt sich in der Wüste: „der Negevwind“, alles hier, „muss dich noch lehren, dich nicht mehr wie ein verwöhnter Balg aufzuführen, sondern ein anständiger Mensch zu werden, der den...Himmel ehrt,...Vater und Mutter achtet und endlich auch gut ist,...wie du selbst sein wolltest, aber zu sein dich immer geschämt hast vor lauter Dummheit und lauter sinnlosen Sehnsüchten (350).

Dieses Leben ohne Gott, das so ´normal` scheint, das man ohne weiteres führen kann, das gang und gäbe ist,- erscheint es uns als „Sünde“ gegenüber Gott und Menschen,- oder als eine Möglichkeit, die durchaus in Frage käme, wenn man es nicht etwa von Kind auf anders gewöhnt wäre, und wenn man den Mut hätte, sich aus seinem Milieu zu lösen? Wenn auch wir uns zeitweilig aus dem Umgang mit Gott zurückziehen,- sehen wir dann kommen, dass dies in einem elenden Darben der Seele enden kann? Wird der Wunsch zur Umkehr so stark, dass man jede Peinlichkeit dabei in Kauf nimmt?

Und ist das Mitgefühl mit der Lage der Nichtglaubenden so stark, dass man sich von Herzen mit Gott mitfreuen kann, wenn einer dieser ´Verlorenen`, die geistlich wie „tot“ sind, erweckt wird, umzukehren und den Verkehr mit Gott wieder aufzunehmen?-Menschen mit miserabler Biographie drängten zu Jesus. Die Schriftgelehrten murrten: „Dieser nimmt die Sünder an.“ Und Jesus erzählte von der Freude Gottes über jeden Sünder, der umkehrt.

 Amen!

Pfarrer Dr. Wolfhart Schlichting


LUKAS 15,1-3.11b-32;    PREDIGT:

 

„ Es nahten sich Jesus allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land, und er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinen Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen und rief zu sich einen der Knechte, und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wieder gefunden. “

 

Das ist das Gleichnis vom Verlorenen Sohn; besser gesagt: von den beiden verlorenen Söhnen, jeder auf seine Art und Weise. Man könnte es aber auch überschreiben: Das Gleichnis von der Liebe des Vaters, der allen Verlorenen, die kommen, ein offenes Zuhause gibt; und alle, die schon zuhause sind, sollen offen sein für das Herz des Nächsten, den ihnen Gott zur Seite stellt, und sie sollen sich mitfreuen.

Sind oder waren wir nicht alle von Natur und Geburt aus verlorene Kinder Gottes und brauchen deshalb so nötig Jesu Rettung "und" eine barmherzige Einstellung unserem Nächsten gegenüber?! Wer beides ablehnt, verspielt sich die göttliche Chance. Wer beides annimmt und auslebt, erlebt das Fest Gottes.

In diesen beiden Söhnen haben wir die Extreme von Menschentypen vor uns. Da gibt es auf der einen Seite die Draufgänger, die das Leben in Saus und Braus genießen wollen, auf großem Fuß leben und ihr Leben verprassen und vergeuden. Auf der anderen Seite gibt es die sog. Braven, Tüchtigen und Einfühlsamen, die auf Nummer "sicher" gehen und korrekt und pflichtbewusst leben.

Zwischen diesen beiden Typen könnte man alle verschiedensten Menschenarten einreihen. So verschieden wir auch sind, so werden wir doch alle immer und immer wieder von unserer Eitelkeit getrieben und bestimmt. Kein einziger kommt von sich aus in den Himmel, wie es ein Schunkelreim sagt; sondern wir alle kommen in die Hölle, wenn wir so leben und weitermachen, wie es uns gerade einfällt. Wie finden wir nun das rechte Maß Gottes im Leben? Wie kommen wir dazu, die wahren Wege des Lebens gehen zu können? Wie stellt man es an, dass man nicht hochmütig und hoffärtig wird; aber auch nicht verzagt und verängstigt?

Es muss in unserem Leben eine starke Begegnung mit diesem unseren Gott stattfinden, wenn wir gerettet werden wollen. Wir brauchen eine starke Offenheit für die klare Botschaft Gottes. Dann kommt auch bei uns das von Gott gewirkte Leben in Bewegung und schafft etwas Gewaltiges, Großes und Herrliches.

Es ist die Eigenart der Botschaft Gottes, dass die Gegner Jesu blind und verstockt bleiben und nie seine Gewalt erfahren. Sie feiern heute noch den Sieg über ihn. Aber der Glaubende, der Hörende und Gehorchende erlebt das gewaltige Handeln und Wirken Gottes.

Gott lässt uns als seine Kinder mitarbeiten. Wir dürfen mitten dabei sein und das Erbe Gottes ist uns gewiss. So ist uns eine große Verantwortung aufgebürdet. Es ist nicht egal, wie wir uns verhalten und was wir tun. Auf jeden von uns kommt es an, dass wir unseren von Gott zugewiesenen Platz ganz ausfüllen.

Ist uns der Gedanke zu fremd, dass sich Gott sehr tief herabbeugte, um sich unser zu erbarmen?! Oder denken wir noch sehr edel von uns?! Staunen wir darüber, dass Gott sich mit uns abgibt?! Oder meinen wir noch, dass wir die rechten Partner für Gott sind, seine treuen Mitarbeiter?!

Wem einmal die ganze Wahrheit über sich selbst aufgegangen ist, der ist dankbar für die Offenheit Jesu und kann sich nicht mehr über andere erheben; denn er weiß, dass auch sein Leben sehr vom Erbarmen Gottes abhängig ist.

Man kann dieses Gleichnis in 3 Teile aufteilen. 1) Jesus ruft die Verlorenen zum Vater zurück. 2) Jesus wirbt auch um die murrenden Gerechten, die sich dem gnädigen Handeln Gottes widersetzen. 3) Jesus beschenkt uns mit einer großen Wende.

 

1) Jesus ruft die Verlorenen zum Vater zurück.

Er redet kein Wort, als der jüngere Sohn das Erbe verlangt. Er erfüllt schweigend diesen Wunsch und lässt ihn ziehen. Diese uns Menschen überlassene Freiheit ist erstaunlich und schwer zu begreifen. Gott lässt uns die Straßen ziehen, die wir uns selbst erwählen. Er lässt uns nach unseren eigenen Wünschen und Willen schalten und walten. Es hat zwar den Vater innerlich fast zerrissen, denn er musste ja einiges verkaufen, oder wenigstens Schulden aufnehmen. Aber er respektiert diesen Entschluss des Sohnes. Als sein Sohn kann man vor Gott ausreißen und seine eigenen Wege gehen. Man kann seinen eigenen Kopf durchsetzen, in die Fremde ziehen und seine dadurch erworbenen Freiheiten genießen. Auf diese Art und Weise kann man alles nach seinem eigenen Gelüsten in Gebrauch nehmen.

Das Verprassen unseres Lebens in Saus und Braus hat sehr viele Gesichter und Formen. Auf alle Fälle wollen wir dabei das Leben selbst in die Hand nehmen, in vollen Zügen genießen, inhalieren und in uns hineinfließen lassen.

Auf derselben Linie liegen wir, wenn wir meinen, dass wir etwas im Leben versäumen, dass wir zu kurz gekommen sind, dass es der andere besser, schöner und leichter hat.

Wer hier auch etwas hereingehört, das sind die Menschen, die alles kurz und klein schlagen, was ihnen in den Weg kommt. Weil sie es nicht besitzen, so sollen es die anderen auch nicht haben. Sie haben eine generelle Abneigung gegen alles und alle und zerschlagen es in brutaler Weise.

Bei all diesen Verhaltensweisen kommt uns kaum der Gedanke, dass wir damit mit dem anvertrauten Leben und Gütern unverantwortlich umgehen; dass wir damit Raubbau betreiben mit unseren Kräften, mit unserem Körper, mit unserer Gesundheit, mit unserem Geld und Besitz, mit unseren Mitmenschen (Kriege) und mit den Rohstoffen dieser Welt. Wir wirtschaften einfach drauflos, ohne auf die Verluste zu schauen. Wir vernaschen und verschleudern das Leben. Wir stürzen uns ins Vergnügen und finden das noch bezaubernd und herrlich und schön. Wer dabei genügend Geld, Macht und Zeit hat, dem steht die ganze Welt offen.

Wie weit kommen wir damit? Es hört spätestens dann auf, wenn wir alles vergeudet haben: all das Geld, allen Besitz, alle Kräfte, die ganze Gesundheit und alle Mitmenschen uns verlassen haben. Alles, über das wir frei verfügen, das verdirbt in unseren Händen. Es kommt wie es kommen muss: Alles rinnt uns rätselhaft durch die Finger; wir frönen unkontrollierbaren Leidenschaften, wir werden verweichlicht, größenwahnsinnig und von Menschen abhängig. Und irgendwo schlägt hinter uns eine Türe zu. Wir sind in unserer Lebensweise gefangen. Wir geraten in ein Gefälle von Schuld und Versagen. Es geht immer tiefer hinab. Unsere Lebensspirale haben wir zu hoch getrieben und nun kippt sie wie der Turmbau zu Babel um. Und wir kommen erst dann zur Besinnung, wenn nichts mehr geht und alles zu spät ist.

Das Unglück kommt unangemeldet und selten alleine. Jetzt kriselt es gewaltig. Vielleicht steht unsere Fassade noch, aber dahinter ist es leer, ist schon alles zusammengebrochen. Seelische Depressionen überfallen uns und haben uns schwer im Griff. Wir haben uns im Leben gewaltig vergaloppiert. Wir rennen in unseren Untergang. Wer vor Gott ausreißt, scheitert im Leben und erlebt einen Schiffbruch oder eine Bauchlandung. Und der kurze Sinnesrausch ist für alle Zeit vorbei. Bei keinem Menschen findet man ein Mitgefühl oder ein Erbarmen. Unsere Nervenkliniken sind ein dafür sehr deutlich sprechendes Zeugnis.

Wie viel solche Lebensschicksale gibt es auf dieser Erde! Es ist sehr schlimm, wen dies in aller Härte trifft. Die anderen, die das nicht trifft, haben noch einmal Glück gehabt. Wann kommen sie dran?

Das wahre Glück dieses Sohnes besteht nun darin, dass er nicht zu klagen und zu murren beginnt, sondern in sich geht, seine eigene Schuld eingesteht und sich auf seinen Vater besinnt, zu dem er sich aufmacht. Gott schenkt ihm dann die große Wende. Er durfte zum Vater zurück. Als echter Sohn wurde er wieder aufgenommen. - Jesus ruft die Verlorenen zum Vater zurück.

 

2) Jesus wirbt auch um die murrenden Gerechten, die sich dem gnädigen Handeln Gottes widersetzen.

Der ältere Sohn hat im Leben auf Nummer "sicher" gesetzt. Er arbeitet treu und gewissenhaft. Er verhält sich bis zum letzten korrekt und pflichtbewusst. Auf ihn konnte man sich verlassen. Er ist kein solch ein Luftikus und Lebemann und Taugenichts. Solche Menschen sind rechtschaffene, ernste und gutwillige Leute. Sie tragen mit bei, dass der Besitzstand gewahrt bleibt. Dafür gebührt ihnen Lob und Anerkennung.

Aber auch solche Menschen machen in den Augen Gottes einen großen Fehler, in den sie sehr schnell fallen: Sie murren über die anderen und machen dabei Gott verantwortlich. Ihr Urteil über andere steht sehr schnell fest: "Dieser Kerl, mein Bruder, bringt es doch fertig, sich hierher zu wagen; und er wird dazu noch wie ein Fürst empfangen. Der Vater ist einfach ungerecht!"

Wir machen unseren eigenen tadellosen Wandel geltend im Gegensatz zu dem ausschweifenden Leben der Sünder. Wie oft rechnen auch wir Gott so etwas vor?! Wie oft reagieren auch wir deshalb trotzig und bitter?! Wie oft geraten wir deshalb in Rage?! Wie oft können wir deshalb nicht mitfeiern und uns mitfreuen?! Wie oft streiken wir deshalb?!

Der ältere Sohn macht dem Vater den Vorwurf: Muss man erst das ganze Hab und Gut verprassen, um solch ein Festmahl zu bekommen? Keine 10 Pferde bringen mich in den Saal! Dieser Hieb sitzt.

Es gibt eine Art von Frömmigkeit, über der ein Mehltau, eine lähmende Unfrische liegt. Man kann nicht so recht froh werden. Man wird nicht so richtig warm. Woran liegt das? Solche Art von Frömmigkeit, Redlichkeit, Pflichtbewusstsein und Rechtsempfinden verbietet uns, uns dem anderen zu öffnen, der anders lebt wie wir. Es hat sich wieder unsere Selbstgerechtigkeit, unser Egoismus und unsere eigene Sicherheit eingeschlichen. Wir spielen Hingabe, leben aber unserer Eigensucht. Wir heften uns gegenseitig Etiketten an, verurteilen den anderen und schieben ihn in eine ganz bestimmte Schublade.

All dies hindert uns, in der rechten Nachfolge zu leben und wir schließen uns selbst vom Fest Gottes aus. Damit zerstören wir unseren göttlichen Auftrag. Wer saubere Grenzen haben will, will sich anderen gegenüber abgrenzen und grenzt sich damit selbst aus.

Dazu kommt, dass wir in solch einer Haltung einen sympathischen Gott und ein bequemes Christsein suchen; spektakuläre Erlebnisse und sensationelle himmlische Erfahrungen haben wollen. Kreuz, Leiden und Niedrigkeit gelten bei solch einer Lebensweise nichts. Und es ist nicht mehr weit, dass wir auf alle Irrlehrer hereinfallen.

Jesus bringt auch hier eine große Geduld auf: "Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist auch dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein, denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig; er war verloren und ist wieder gefunden.

Gott stellt unser Gerechtigkeitsempfinden auf den Kopf. Als Ergebnis bekommen wir eine Freude zu all den Menschen, die uns Gott zur Seite stellt, auch wenn sie uns nicht sympathisch sind. Einen heiligen Zorn dürfen wir nur dann haben, wenn z.B. unsere Kirchenfürsten Beschlüsse fassen, die gegen die Gebote stehen. Aber wenn Gott mir meinen gefallenen Nächsten wieder ganz zur Seite stellt, und dieser vielleicht sogar mehr kann und hat als ich, dann soll ich mich darüber nur freuen und mit ihm feiern. - Jesus wirbt um die murrenden Gerechten, die sich dem gnädigen Handeln Gottes widersetzen.

 

3) Jesus beschenkt uns mit einer großen Wende. Der Vater verhält sich ganz anders, als wir es vermuten: Er vergisst alle Würde und Gemessenheit und läuft, was er kann, dem Heimkehrenden entgegen. Wie wunderbar und seltsam: Anstatt dass der Sohn dem Vater um den Hals fällt, tut das der Vater. Einen solch einzigartigen Empfang hatte der Sohn nicht erwartet.

Gott hält nach jedem Menschen Ausschau, ob er nicht doch noch umkehrt. Der Vater sehnt sich danach. Tritt solche Umkehr ein, dann kommt er ihm in herzlichem Erbarmen zuvor und überschüttet ihn mit Beweisen seiner Vaterliebe. Der bejammernswerte Zustand seines heimkehrenden Sohnes rührt sein Vaterherz in herzzerreißendem Erbarmen.

Wer den Rückweg zu Gott findet, wird reich beschenkt. Er bekommt wieder seine Kindeswürde zurück und wird festlich empfangen.

So freut sich Gott über uns; und er will, dass wir uns mitfreuen. Es wird nicht berichtet, was der ältere Sohn macht; ob er sich weiter geärgert hat, oder ob er doch noch gekommen ist. So sollen nun wir mit unserem Leben die rechte Antwort geben.

Wie viel litt der Vater, weil sein jüngerer Sohn verloren war. Nur weil dieser Sohn um diese Liebe seines Vaters wusste, traute er sich wieder zurück. Wenn nur der gerechte Bruder daheim gewesen wäre, dann wäre er lieber gestorben als zurück gekehrt. Lernen wir daraus für unser Zusammenleben. Praktizieren wir solche Liebe zu unseren Nächsten, auch wenn sie in unseren Augen dumme Dinge drehen. Aus unseren Leidenschaften für Gott, die ganz korrekt sein können, sollen sich langsam solche Leidenskräfte für unsere Nächsten herausschälen. Sonst pfeift Gott auf unsere Einsätze. Die Stärke von uns Christen ist das Erleiden einer ganz bestimmten Lebenslage, um dann an entscheidender Stelle die Taten der Liebe, die Liebeserweise zu vollbringen. Das können wir nicht aus uns selbst, das können wir nur von Jesus lernen.

Die Taktik Gottes ist eine andere als die unsrige: Er lässt statt Rache Gnade walten. Lernen wir doch davon. Üben wir uns darin. Wir haben täglich dazu viele, sehr viele Gelegenheiten. Nur wenn wir uns von der Liebe des väterlichen Herzens anstecken lassen, und wir uns heute noch umschauen, wem wir diese Liebe zuwenden können, dann leben wir recht. Dann wird auch unser Christsein lebendig, dann zeugt unser Gebet von einem guten Verhältnis zu Gott und mit unserer Bibellese schöpfen wir aus der Fülle der Verheißungen Gottes. - Jesus beschenkt uns mit einer großen Wende.

 

Gott hat eine Liebe, mit der er allen Verlorenen, die kommen, ein offenes Zuhause gibt. Und alle, die schon zuhause sind, freuen sich mit. "Es wird im Himmel Freude sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen." Hier feiert Gott ein Fest mit uns, das nicht mehr aufhört.

Bruder Georg



1. JOHANNES 1,5 - 2,6;  PREDIGT:

 

Das Leben im Licht

„ Das ist die Botschaft, die wir von Jesus Christus gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit.  Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. Und er ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. Und daran merken wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten. Wer sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind. Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der soll auch leben, wie er gelebt hat. “

 

     Liebe Gemeinde! Sündenvergebung mit den Folgen, die daraus erwachsen, ist das größte Angebot Gottes, das er uns unterbreitet und darauf wir eingehen dürfen. Das werden wir nie bereuen und das macht uns zu glücklichen und dankbaren Gotteskindern. Sündenvergebung ist zwar eine ernste Sache, aber genauso eine erfreuliche und befreiende Sache. Es ist ein Sprung nach vorne, den wir tun dürfen. Da wird unser Leben auf ein total neues Fundament gestellt, das nicht mehr wankt, sondern alles aushält und darauf ein total neues Lebensgebäude ersteht. Die Sündenvergebung ermöglicht uns ein dynamisches Christenleben im Lichte Gottes.

     Gott will, dass es uns gut geht. All das Schlechte auf dieser Erde zeugt nicht von seinem Willen. Es ist das Werk seines Gegenspielers. Gottes Werk sieht ganz anders aus. Und durch die Sündenvergebung stoßen wir auf sein Werk, werden wir in sein Werk, in sein Handeln mit eingebunden. Dies gleicht oft einer Kehrtwendung von 180°. Auf einmal ist uns das wichtig, was Gott mit uns vor hat. Auf einmal saugen wir das Wort Gottes wie ein trockener Schwamm auf. Auf einmal reden wir mit Gott und besprechen alles mit ihm. Auf einmal ist uns seine Meinung wichtig und wir beachten seine Gebote. Auf einmal fragen wir Gott, was er mit uns vor hat. Das wertet unser Leben gewaltig auf und wir werden zu Originalen Gottes.

     Mit der Sündenvergebung fließen die Dimensionen Gottes in unser Leben herein. Damit haben wir neue Perspektiven des Lebens, die uns sonst verschlossen blieben. Damit sind wir Teilhaber an seiner Macht und Kraft. Ja, es öffnen sich uns die Pforten des Paradieses, des Himmels Gottes. Da sind wir von den lichten Mächten und Kräften Gottes umgeben und umschlossen. Da bekommt jeder Tag unseres Lebens einen sinnvollen Inhalt. Kein Augenblick ist umsonst durchlebt. Dann füllt uns Gott den Raum unseres Lebens aus und teilt uns die Zeit ein. Er bringt Licht in unsere Verhältnisse. Er schenkt uns Klarheit für alle unsere Entscheidungen. Er schenkt Erfüllung, Kraft, Weisheit und Geborgenheit, letztlich alles, was wir uns wünschen und wonach wir uns Menschen sehnen. Da lohnt es sich zu leben und zu wirken. Da blüht unser Leben erst recht auf und trägt 100-fältige Frucht. Da reift in uns die Ewigkeit Gottes. Noch dynamischer und segensreicher können wir nicht leben. Das alles wird möglich, weil uns Gott die Sündenvergebung schenkt.

     Drei Sichten in Bezug auf die Sündenvergebung: 1) Gott ist Licht. 2) Mit der Gotteserfahrung erleben wir die Sündenerfahrung. 3) Die Sündenvergebung selbst.

 

     1) Gott ist Licht. Das wird in diesem Text ganz stark betont. Wir alle sehnen uns nach dem Licht, nach lichtvollen Verhältnissen. Zum Glück haben wir künstliches Licht, das wir sehr viel benötigen und einsetzen. Es gibt Lichttherapien, die das seelische Gleichgewicht unterstützen. Und das Licht der Sonne ermöglicht erst das Leben. Sonst würde auf dieser Erde nichts wachsen und gedeihen. Mit Kollektoren und Photovoltaik nützen wir die Kräfte der Sonne zum Erwärmen von Wasser und zur Erzeugung von Strom.

     Wie viel mehr gilt das alles auch für Gott. Wenn es ihn nicht gäbe, ja dann gäbe es diese unsere ganze Welt nicht. Bei der Schöpfungsgeschichte spielte sein Licht eine gewaltige Rolle. Damit fing die ganze Schöpfung an. Gottes Licht ist so gewaltig, sodass man sagt: „Wer Gott sehen will, muss sterben!“ Damit wir sein Licht vertragen, kam sein Sohn ganz gering auf diese Erde. Nun können wir Gottes Licht erleben, denn Jesus selbst sagt: „Ich bin das Licht der Welt!“ Und: „Wer mich sieht, der sieht den Vater!“ Und wer Jesus annimmt, zu dem sagt er: „Ihr seid das Licht der Welt!“ Gott schafft durch Jesus unter uns lichtvolle Verhältnisse. Er schenkt uns damit den rechten Durchblick und Überblick. Zwar wissen und verstehen wir nicht alles. Aber durch Jesu Gegenwart werden wir nie mehr hinters Licht, sondern in alle Wahrheit geführt, vor allem in alle Wahrheit über uns selbst und teilweise auch über unsere Nächsten und über den Geschehnissen in dieser Welt.

     Wenn wir einen Regenbogen betrachten, dann bricht sich das Licht in verschiedene Farben. So ist auch im Licht Gottes vieles enthalten: Wärme, Lebenskraft, Freude, Friede, Freundlichkeit, Erbarmen, Wegweisung, auch Warnung vor den Abgründen des Lebens, damit wir ihnen ausweichen können. So können wir sicheren Schrittes unsere Wege gehen und alles in rechter Weise bewältigen. Es darf uns kein Dunkel mehr beeindrucken, denn wir haben mit Gott das wahre Licht, das alle Finsternis vertreibt. So leuchtet Gottes helles Licht in unser Leben herein.

 

     2) Mit der Gotteserfahrung erleben wir die Sündenerfahrung, die Sündenerkenntnis. Normalerweise denken wir Menschen nur gut von uns selbst und oft sehr schlecht über unsere Nächsten. Das ist ein uns angeborener Selbsterhaltungstrieb. Wer nun mit Gott der Bibel in Berührung kommt, der erschrickt zuerst einmal über all das, was er selbst schon Ungutes und Böses getan hat. Aber das geschieht nicht deshalb, weil Gott mit erhobenem Zeigefinger zu uns käme. Das tut er nie. Sondern das geschieht, weil mit Gott seine Heiligkeit, seine Größe, eben sein Licht zu uns kommt. Was da vorher so im Dunkel schlummerte, wird auf einmal vom Licht getroffen, angestrahlt und aufgedeckt. Normalerweise wollen wir das verhindern. Aber weil wir um die ganze Liebe Gottes wissen, lassen wir das zu.

     So wie wir zum Arzt gehen, um uns helfen zu lassen, so dürfen wir Gott aufsuchen und ihn an uns heran lassen. Dann zeigt uns Gott, wo es bei uns hapert, wo etwas besser und anders werden darf und soll. Als Adam und Eva das erste Mal etwas Unerlaubtes taten, da wurden sie gewahr, dass sie nackt waren und versteckten sich vor Gott. Gerade vor Gott erkennen wir, dass wir vor ihm nicht bestehen können.

     Letztlich ist „die“ Ursünde unsere „Trennung von Gott“, unsere Gottestrennung. Normalerweise richten wir unser Leben nach unseren eigenen Wünschen ein. Da hat Gott nichts zu melden und drein zu reden. Das ist unsere Gottestrennung, unsere Ursünde. Wer nun auf Gott stößt, dem ist das auf einmal leid. Auch das ist schon Sündenerkenntnis. Da müssen wir gar nichts Schlimmes getan haben. Und auf einmal fangen wir an, alles mit Gott abzusprechen, nach Gottes Rat und Willen zu fragen, ihm unser ganzes Leben zu unterstellen. Und wir reihen uns in aller Treue in das ein, das Gott für uns auersehen hat. Auf einmal werden uns die Wege Gottes ganz wesentlich und wichtig.

 

     3) Nun kommen wir zur Sündenvergebung selbst. Bei manchen Heilungsgeschichten vergibt Jesus dem Betroffenen zuerst die Sünden und danach heilt er ihn. So ist die Sündenvergebung wichtiger als die Gesundheit. Man könnte sagen: Die Vergebung bewirkt die Gesundheit unserer Seele. Das ist die Grundlage dafür, dass sich unser ganzes Leben viel besser entwickeln kann.

     Jesus hat die Macht, uns die Sünden zu vergeben, sei es nun unsere Gottestrennung, seien es die alltäglichen Fehltritte oder seien es schwerwiegende Taten und Verfehlungen. Jesaja 1,18: „Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden!“

     Wenn ein Mensch in jungen Jahren zum Glauben kommt, wird er vor Vielem bewahrt, was andere an Schlechtem erleben. Das sind gewaltige Vorteile und Vorgaben, die er dabei erfährt. Aber auch allen anderen Menschen gereicht die Sündenvergebung zu ihrem eigenen Vorteil. Denn das Alte, die Sünde, wird vergeben, vergessen und ausgelöscht. Das galt sogar für den Schächer am Kreuz, also in seiner letzten Lebensstunde. Er wurde durch das Wort Jesu, durch die Zusage Jesu ermächtigt, unbelasteten Zugang zum Paradies zu haben: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“

     Scheuen wir uns nicht davor, die Sündenvergebung, zugesprochen durch einen bevollmächtigten Boten mit Handauflegung, zu praktizieren. Denn hinterher spüren wir eine große Erleichterung, Befreiung und Lebensfreude. Da fallen wahrhaftig alle negativen Lebenserfahrungen von uns ab. Sie sind wie Zentnergewichte, die wir nicht mehr mit uns herumschleppen müssen. Wir können viel freier und freudiger weiter gehen und weiter leben.

     Die Sündenvergebung ist ein großes und gewaltiges Geschenk Gottes an uns. Sie ist die Vorausbedingung für das Neue Leben aus Gott. Beim ersten Mal dieses Erlebnisses werden wir neu geboren, stellt es die Neugeburt aus Wasser und Geist dar. Danach gilt die Aussage Jesu in Johannes 13,10: „Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden, denn er ist ganz rein!“ Sobald uns etwas bewusst ist, dürfen wir uns die alltäglichen Übertretungen vergeben lassen. Zur Sündenvergebung gehört natürlich auch immer, dass wir auf menschlichem Gebiet alles ordnen und regeln, was wir verdorben und falsch gemacht haben. Z.B. Zachäus gab vierfach zurück, wo er andere betrogen hatte.

     Durch die Sündenvergebung bekommen wir die rechte Basis zum Leben. Da gründen wir unser Leben auf dem Grund, den Jesus in uns gelegt hat. Da ist uns das Gebet sehr wesentlich. Da lassen wir die Worte Gottes auf uns wirken: bei unserer Bibellese, bei den Gottesdiensten und beim gemeinsamen Gespräch im Hauskreis. Auch das Vorbild, das uns Jesus hinterlassen hat, bedeutet uns sehr viel und wir lernen unser Leben lang davon. Es entsteht eben mein total neues Lebensgebäude, das es vorher überhaupt nicht gab. Nichts bindet uns mehr nach unten zu dem Bösen und Unguten. Sondern wir dürfen lichtvolle Wege einschlagen. Unser Alltag wird vom Licht Gottes bestrahlt und durchleuchtet. Vieles wird klar und lichtvoll. Es geht uns alles viel leichter von der Hand, viel freudevoller, erfüllender, befriedigender und liebevoller. Es ist eben der neue Weg Gottes, den wir gehen dürfen. Sogar in schweren Situationen haben wir ein tragendes Fundament, von dem wir nicht herunter gestoßen werden können.

 

     So ist die Sündenvergebung das größte Angebot Gottes, das er uns unterbreitet und darauf wir eingehen dürfen. Damit ermöglicht uns Gott ein dynamisches Christenleben in seinem Lichte. Da fließen die Dimensionen Gottes in unser Leben herein. Und wir sind Teilhaber an seiner Macht und Kraft. Es öffnen sich uns die Pforten des Paradieses, des Himmels Gottes. Wir sind von den lichten Mächten und Kräften Gottes umgeben und umschlossen. So bekommt jeder Tag unseres Lebens einen sinnvollen Inhalt.


Bruder Georg



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